Junglandwirtetag 2015: „Isermeyer fordert nationales Konzept für künftige Nutztierhaltung!“

Die Junglandwirte Gifhorn-Wolfsburg mit ihrem ins Thema einführenden Sketch

Die Junglandwirte Gifhorn-Wolfsburg während ihres ins Thema einführenden Sketches

Ein Schweinehalter und ein Ackerbauer diskutieren mit zwei Nicht-Landwirten über die heutige Landwirtschaft. Das war der Aufhänger für den Sketch, mit dem die Junglandwirte Gifhorn-Wolfsburg in den diesjährigen Junglandwirtetag einführten. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Weiter denken: Junglandwirte zwischen Ideologie und Markt“. Rund 550 junge Landwirtinnen und Landwirte besuchten den Junglandwirtetag, der am 19. Februar 2015 in der Stadthalle Gifhorn stattfand. Ausrichter waren die Junglandwirte Niedersachen und die Junglandwirte Gifhorn-Wolfsburg.

IMG_5219 Brenneke

Eric Brenneke, Vorsitzender Junglandwirte Niedersachsen

„Wir wollen mit Verbrauchern reden, über Landwirtschaft informieren, unsere Höfe, Ställe und Felder zeigen“, sagte Eric Brenneke, Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen in seiner Eröffnungsrede. Der Sauenhalter aus dem Landkreis Holzminden vermisste bei Verbraucherinnen und Verbrauchern in der Regel Basiswissen über Düngung, Pflanzenschutz oder Tierhaltung. Gleichwohl äußern kritische Bürgerinnen und Bürgern zum Teil sehr offensive Kritik an der modernen Landwirtschaft. Sie münde dann in dem Wunsch nach tiefgreifenden Veränderungen. „Solche Forderungen nehmen wir jungen Landwirte sehr ernst“, versicherte Brenneke.

Brenneke mahnte an, das Expertenwissen der Forschungsinstitute und der agrarwissenschaftlichen Hochschulen in der Diskussion um die künftige Ausrichtung der Landwirtschaft stärker in den Fokus zu nehmen. Von hier aus sollten Innovationen und Neuausrichtungen wieder wissenschaftlich fundiert begleitet werden. „Vor der praktischen Umsetzung auf den Höfen ist eine Folgenabschätzung aus diesen Reihen unerlässlich“, sagte Brenneke. Einen guten Weg, mehr Akzeptanz in der Tierhaltung zu gewinnen, sieht Brenneke in der Initiative Tierwohl. Teilnehmende Landwirte müssten die höheren Auflagen über höhere Erlöse finanzieren können. Daher richtete Brenneke an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt als Gastredner die Bitte, freiwillige Lösungen neuen Vorschriften vorzuziehen.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zeigte im Nachgang zu der Eröffnungsrede von Eric Brenneke Verständnis dafür, dass es den Junglandwirte zu schaffen mache, wenn sie für ihre Wirtschaftsweise von einigen Bevölkerungsgruppen pauschal an den Pranger gestellt werden. Gleichzeitig forderte er die Junglandwirte jedoch nachdrücklich dazu auf, den Dialog mit Nicht-Landwirten auszubauen.

In puncto Tierwohl betonte der Minister, dass Wettbewerbsfähigkeit und Vielseitigkeit der Agrarstruktur in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung sind. Die Nutztierhaltung dürfe aus Deutschland nicht vertrieben werden. Gleichzeitig dürfe auf der Basis niedriger Tierschutzstandards Importen kein Weg geebnet werden. „Ich will der Branche die Chance geben, selber Verbesserungen in die Tat umzusetzen“, sagte Schmidt. Zudem müsste das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher gestärkt werden. Das will der Minister erreichen mit seiner Initiative „Eine Frage der Haltung – Neue Wege für mehr Tierwohl“. Ziel des Ministers ist, dass es den Tieren in den nächsten Jahren besser geht als heute. Entscheidend sei, die gesamte Wertschöpfungskette in die Verantwortung zu nehmen.

IMG_5196 Isermeyer Vorstand

Der Vorstand der Junglandwirte Niedersachsen mit Prof. Dr. Folkhard Insermeyer (v.l.: Eric Brenneke, Prof. Isermeyer, Kathrin Carl und Matthias Teepker)

Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident des Heinrich von Thünen-Institutes in Braunschweig, sieht eine der größten Herausforderungen der Nutztierhaltung darin, dass ein Konzept fehlt, wohin sich die Tierhaltung in Deutschland entwickeln will. Das sei ein großes Problem für die Wissenschaft und für das Bundeslandwirtschaftsministerium. Zudem läge ein großes Missverständnis zwischen Landwirtschaft und Kritikern vor: Die Landwirtschaft will der übrigen Bevölkerung immer wieder erklären, warum das, was sie tut, richtig ist. „Aus kommunikations-wissenschaftlicher Sicht ist es unmöglich, Kritiker auf diese Weise zu überzeugen“, sagte Isermeyer. Gleichzeitig helfen Umfragen von Kritikern nicht weiter, in denen sich die Mehrheit der Befragten für idyllische Utopien aussprechen. Unterm Strich verfestigen sich die Konflikte und Lösungen rücken in weite Ferne.

Als Lösungsweg stellte Isermeyer das Konzept der Deutschen Agrarforschungsallianz (dafa) vor: Das Konzept sieht vor, auf Basis eines gesellschaftlichen Dialogs ein nationales Zukunftsbild der Nutztierhaltung zu entwickeln. „Zusätzlich ist ein Monitoring aufzubauen, dass auf Indikatoren basiert, die Aufschluss darüber geben, ob sich die Situation für die Tiere verbessert hat oder nicht“, erklärte der Wissenschaftler. Bedauerlicherweise sieht der Wissenschaftler hohe Hürden für die Umsetzung dieses Konzeptes in der Praxis. Bisher fehle die politische Mehrheit für einen fundamentalen Kurswechsel „Wenn wir das Konzept nicht umsetzen, gehe ich davon aus, dass die Dauerkritik an der modernen Nutztierhaltung in den Medien auch künftig anhält“, betonte Isermeyer.

Junglandwirte Hendrik Bührke

Junglandwirt Hendrik Bührke

Junglandwirt Hendrik Bührke, gebürtig aus dem Landkreis Gifhorn, engagiert sich seit 2010 beruflich in Polen. Nach dem Studium an der FH Osnabrück stieg er in den landwirtschaftlichen Betrieb ein, den sein Vater 1996 in Polen gekauft hatte. Bührke kaufte zwei weitere Betriebe dazu und gründete 2006 mit anderen Landwirten die Erzeugermeinschaft Agripolon. Auf ca. 3.000 ha baut der Junglandwirt gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Getreide, Raps und Zuckerrüben an.

Bührke ist 32 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie lebt im Landkreis Gifhorn. Der Unternehmer pendelt zwischen seinem Betrieb in Polen und dem Wohnsitz seiner Familie.

Junglandwirt Markus Schütte

Junglandwirt Markus Schütte

Junglandwirt Markus Schütte, gebürtig aus dem Landkreis Holzminden, hat in Berlin Agrarwissenschaften studiert. 2004 gründete er mit seinem Vater und seinen Brüdern eine GmbH in der westlichen Ukraine. Als geschäftsführender Gesellschafter bewirtschaftet er inzwischen mit 35 Mitarbeitern rund 4.000 ha und baut Getreide, Raps, Zuckerrüben, Soja und Körnermais an.

Schütte ist 39 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie lebt in Berlin. Schütte lebt ein halbes Jahr in der Ukraine und ein halbes Jahr in Berlin bei seiner Familie.

(v.l.)

Der Vorstand der Junglandwirte Niedersachsen mit einigen Mitgliedern der Junglandwirte Niedersachsen (v.l.: Eric Brenneke, Kathrin Carl, Hendrik Bührke, Cosima von Cossel, Matthias Teepker, Jaqueline Stege, Rainer Wendt, Thore Pahlmann, Mara Duchstein und Florian Dralle)

Rede Eric Brenneke JLT 2015

Präsentation Isermeyer JLT 2015

Präsentation Hendrik Bührke JLT 2015

Präsentation Markus Schütte JLT 2015

Dieser Beitrag wurde unter Junglandwirtetage veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentare sind geschlossen.