Perspektiven des (Land-)Wirtschaftens: „Ich empfinde mich als Zukunft“

170 Teilnehmende, inspirierende Vorträge und ein diskussionsfreudiges Publikum – die Veranstaltung „Perspektiven des (Land-)Wirtschaftens“ zum Thema „Einkommensalternativen in der Landwirtschaft“ in Lohne-Brockdorf ist beim Berufsnachwuchs sehr gut angekommen

v.l. MdL Uwe Dorendorf (CDU), Dierk Brandt (NLJ), MdL Dana Guth (AfD), Heiner Johanning (Johanning Snack GmbH & Co. KG), Iris Tapphorn (Gänsehof Tapphorn), Johannes Ritz (Junglandwirte Nds.), Thordies Hanisch (SPD), Prof. Dr. Ludwig Theuvsen (ML), Anja Gieske-Helmsen (Marketing-Gesellschaft), Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen) und MdL Hermann Grupe (FDP). Foto: P. Wachter

Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Niedersächsiches Landwirtschaftsministerium, führt ins Thema ein
Eine regelrechte Welle von Start-up-Gründungen und viele kreative Ideen seien in der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft derzeit zu beobachten, stellte Prof. Dr. Ludwig Theuvsen zu Beginn fest. Der neue Abteilungsleiter im niedersächsischen Ministerium für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz hielt das Eingangsreferat auf der Veranstaltung „Perspektiven des (Land-)Wirtschaftens“ am Donnerstag, 29. November, in Lohne-Brockdorf, in der es um Einkommensalternativen in der Landwirtschaft ging. Mit dem Thema hatte die Marketinggesellschaft gemeinsam mit der Niedersächsischen Landjugend, den Junglandwirten Niedersachsen und dem Agrarsozialen Arbeitskreis der KLJB im Bistum Oldenburg (ASAK) offenbar einen Nerv getroffen. Rund 170 junge Leute, darunter ganze Meisterkurse und Berufsschulklassen, waren gekommen, um mit den Referenten und Politikern aller im Landtag vertretenen Parteien zu diskutieren.

Junge Landwirtinnen und Landwirte stellen ihre Einkommensalternativen vor
Doch vor den Landtagsabgeordneten gehörte die Bühne im Gasthaus Kalvelage jungen Berufskolleginnen und -kollegen, allen voran Gastgeberin Iris Tapphorn vom Gänsehof Tapphorn in Lohne. In einem inspirierenden Vortrag erzählte die 34-jährige Betriebsinhaberin die Geschichte ihres Gänsehofes, auf dem sie nicht nur Weihnachtsgänse mästet, sondern auch sehr erfolgreich Küken züchtet und aufzieht sowie Federbetten herstellt, die sie im eigenen Hofladen verkauft. Ihr wichtigstes Credo: Zum Erfolg gehört neben viel Arbeit, Kreativität und Können vor allem eine klare Orientierung: „Was will ich tun?“ Mit Betonung auf dem „will“. Um das herauszufinden, sei es wichtig, auch mal den eigenen Hof zu verlassen und mit Abstand zu überlegen, ob man alles richtig mache.

Auch Heiner Johanning, der gemeinsam mit seinem Cousin Martin aus den eigenen Kartoffeln im Landkreis Diepholz erfolgreich Kartoffelchips produziert und damit eine eigene Marke kreiert hat, sagte: „Ob in der Landwirtschaft etwas geht, hängt nicht von äußeren Umständen ab, sondern davon, was in den Köpfen der Menschen ist“. Johanning: „Unsere Idee war, Chips nicht besser und billiger, sondern besser und teurer zu machen.“

Mut und bei allem Sinn für das Machbare eine klare Vision, wo es hin gehen soll mit dem eigenen Betrieb, zeichneten auch Dierk Brandt aus Walsrode-Schneeheide und Johannes Ritz aus Kirchlinteln aus. Die beiden jungen Landwirte stellten ganz unterschiedliche Konzepte vor, um den von den Eltern übernommenen Betrieb weiterzuentwickeln. Ob es nun die Zucht von Bio-Austernpilzen bei Ritz oder die Obstplantage nebst Hühnermobil bei Brandt ist, die beiden Jungunternehmer bewiesen in ihren Vorträgen beeindruckenden Unternehmergeist.

Diskussion mit den Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags:
Zum Abschuss der Veranstaltung stellten sich die Abgeordneten der im niedersächsischen Landtag vertretenen Parteien dem Publikum. Die Abgeordneten Uwe Dorendorf (CDU-Landtagsfraktion), Thordies Hanisch (SPD-Landtagsfraktion), Miriam Staudte (Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen), Hermann Grupe (FDP-Landtagsfraktion) und Dana Guth (AfD-Landtagsfraktion) erläuterten die agrarpolitischen Vorstellungen ihrer Parteien und diskutierten mit dem Publikum.

Das Publikum zeigte sich durchaus kritisch:
„Ich habe Ideen für die Zukunft und empfinde mich selbst auch so – nur von der Politik fühle ich mich so nicht erkannt“, brachte es Iris Tapphorn auf den Punkt. Auch Niklas Behrens, Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen, sieht sich von der Politik nicht verstanden. „Wenn Sie für die künftige Landwirtschaft den großen Wurf planen und dabei die Ökonomie als nicht entscheidend ansehen, dann reden wir aneinander vorbei“, sagte er in Anspielung auf ein Statement einer Abgeordneten.

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