Junglandwirtetag 2022: Anneke Kreißig formulierte klare Forderungen aus Sicht des Berufsnachwuchses

Niedersachsens Junglandwirte haben unter dem Motto „Weiter denken – Junge Generation braucht Planungssicherheit und Perspektiven“ klare Forderungen an die Politik gerichtet.

Viktoria-Sophie Möhlenhof, Philipp Hattendorf und Anneke Kreißig (v. links n. rechts) von den Junglandwirten Niedersachsen. Der Vorsitzende Henrik Brunkhorst fehlte, da er sich in häusliche Isolation begeben musste.

„Wir wollen den Wandel mitgestalten“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Junglandwirte Niedersachsen, Anneke Kreißig, vor rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Junglandwirtetag im Stadthaus Burgdorf. Kreißig monierte vor allem die fehlende Umsetzung bereits bestehender Konzepte für die gesellschaftlich geforderte und vom Berufsnachwuchs anerkannte notwendige Transformation der Landwirtschaft.

Vor allem für die Schweinehalter fehlten klare und umsetzbare politische Rahmenbedingungen. Die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir avisierte verpflichtende, fünfstufige Haltungskennzeichnung ließe verarbeitetes und importiertes Schweinefleisch außer Acht. „Völlig unklar ist Finanzierung. Neben dem Umbau der Ställe müssen auch die laufenden Kosten und fehlende Einnahmen durch geringere Bestandsdichten ausgeglichen werden. Wir fordern von der Politik ein klares Bekenntnis zur Schweinehaltung in Deutschland“, erklärte Kreißig. „Unsere Betriebe brauchen jetzt endlich Klarheit.“

Eröffnungsrede von Anneke Kreißig, stellvertretende Vorsitzende der Junglandwirte Niedersachsen

Gerade die jungen Betriebsleiter hätten „viele interessante“ Ideen. „Wenn sich ein Stallumbau in Richtung Haltungsform 3 und 4 rentiert und längerfristige gute Verträge angeboten werden, sind wir die letzten, die zögern“, versicherte die Junglandwirtin. Weil der Fleischkonsum in Deutschland sinkt, unterstützt der Berufsnachwuchs eine Ausstiegs- oder Umstrukturierungsprämie für schweinehaltende Betriebe, wie sie gemeinsam vom niedersächsischen Landvolk und vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) gefordert worden ist. „Auch in diesem Punkt glänzt unsere Regierung durch Tatenlosigkeit. Es scheint gar, als warte man ab, dass die Betriebe von alleine aufgeben“, warnte Kreißig.

Zum Thema Düngung sagte sie: „Unsere Herausforderung für die Zukunft darf nicht die Frage sein, ob und wo neue Rote Gebiete ausgewiesen werden können, sondern wie wir unsere Pflanzen bedarfsgerecht ernähren können. Wir können Dünger zentimetergenau ausbringen, wir nutzen die neuen Technologien wie Stickstoffsensoren, Satellitenbilder, Boden-Potenzial-Karten, teilflächenspezifische Bewirtschaftung und vieles mehr. Doch was bringen uns all diese Technologien, wenn wir die notwendige Versorgung der Pflanzen nicht vornehmen dürfen?“ Gewässer- und Grundwasserschutz sei wichtig. Diesbezügliche Einschränkungen für die Landwirte müssten jedoch verständlich sein und auf wissenschaftlichen Fakten basieren.

„Wir haben das Wissen, die Innovationskraft, den Mut, die Kreativität und die Leidenschaft, nicht an den Herausforderungen zu verzweifeln, sondern Lösungen zu finden“, rief Anneke Kreißig ihren jungen Berufskolleginnen und -kollegen zu.

Zum Nachlesen: Eröffnungsrede Anneke Kreißig, JLT 23.06.2022

Prof. Dr. Nick Lin-Hi, Uni Vechta, Fach Wirtschaft und Ethik

Prof. Dr. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta nahm Stellung zu der Frage, warum die Agrar- und Ernährungsindustrie vor dem größten Wandel aller Zeiten steht. Er lenkte den Blick auf neue Märkte. Die Markteilnehmer müssten sich mit der Existenz von Laborfleisch arrangieren.

Cathleen Cordes, Geschäftsführerin Ever Food, Vechta

Die Geschäftsführerin von „Evergreen Food“ aus Vechta, Cathleeen Cordes, referierte über die „Ernährung der Zukunft: Kultivierung von Mikroalgen“ – eine Chance auch für den landwirtschaftlichen Berufsnachwuchs. Mit ihrem Vater und ihrer Schwester bewirtschaftet sie einen landwirtschaftlichen Betrieb und betreiben die Erzeugung und den Vertrieb von Algen.

 

 

 

 

Jörn Ehlers, Vizepräsident des Landvolks Niedersachen

Der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers, sicherte den Junglandwirten die Unterstützung des Landesbauernverbandes bei den Zielen und Zukunftsaufgaben der jungen Generation zu. Er sprach über die aktuelle Lage für Landwirtinnen und Landwirte vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. Ehlers begrüßte, dass die Förderung für Junglandwirte im Rahmen der GAP-Reform deutlich angehoben werden soll.

 

 

 

Philipp Hattendorf (links) und Anneke Kreißig (rechts) moderieren die Podiumsdiskussion mit den drei Redner:innen des Junglandwirtetages

In der abschließenden Podiumsdiskussion vertieften die Rednerinnen und Redner gemeinsam mit den Gästen die aktuellen Themen. Die Junglandwirte nahmen viele neue Erkenntnisse und Motivation mit auf ihre Betriebe.

Großer Applaus für die Redner:innen, den Vorstand Junglandwirte Niedersachsen und die Helfer:innen der Junglandwirte Burgdorf zum Schluss des Junglandwirtetages

Und hier noch ein paar Eindrücke vom „get together“ und und von der Sponsorenmesse zu Beginn des Junglandwirtetages:

Die beiden Sponsoren LVB Steinbrink und RWG Osthannover schaffen mit ihren Schleppern Raum für angeregte Gespräche mit den Gästen

 

„get together“ und Sponsorenmesse beim Junglandwirtetag

Berndt Tietjen (links), Leiter des Studienkurses, einer Weiterbildung von Junglandwirten für Junglandwirte in Niedersachsen, im Gespräch mit Gästen des Junglandwirtetages.

 

Pressespiegel Junglandwirtetag 23.02.2022 (Nach- und Vorberichte)

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