Mit den Themen Klimawandel, Akzeptanz der modernen Landwirtschaft, Planungssicherheit und Digitalisierung stellte Niklas Behrens, Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen, vier Kern-Herausforderungen für junge Landwirtinnen und Landwirte in den Fokus seiner Eröffnungsrede anlässlich des diesjährigen Junglandwirtetages.
Die Veranstaltung, die die Junglandwirte Niedersachsen und die Junglandwirte Oldenburg gemeinsam anboten, fand am 26. Februar in Ganderkesee-Stenum statt. Knapp 400 junge Menschen aus der Landwirtschaft diskutierten mit der Niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast, dem neuen Präsidenten der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Hubertus Paetow, dem Vizepräsidenten des Landvolks Niedersachsen Jörn Ehlers, und dem Junglandwirt Johannes Ritz. Ehlers war spontan für den kurzfristig verhinderten Landvolkpräsidenten Albert Schulte to Brinke eingesprungen.
Behrens sagte mit Blick auf das Thema Akzeptanz, dass gerade den jungen Landwirtinnen und Landwirten bewusst ist, dass sie in Sachen Tierschutz und Umweltschutz weiter an Verbesserungen arbeiten müssen. „Das machen wir und das wollen wir“, stellte er klar. Allerdings sei die Heftigkeit der Kritik, die der Landwirtschaft aus einigen Teilen der Gesellschaft entgegenschlägt, zuweilen schwer erträglich. „Wir müssen jedoch lernen, mit Kritik konstruktiver umzugehen“, ist Behrens überzeugt. Dies bedeute Veränderungen auf den landwirtschaftlichen Betrieben. Für diese Veränderungen ist Planungssicherheit eine unverzichtbare Voraussetzung. „Als Familienbetriebe können wir Investitionen anders als große Konzerne nicht einfach abschreiben, wenn sich die politischen Vorgaben mal wieder ändern“, brachte es der Tierhalter auf den Punkt. Neben fehlender Planungssicherheit wies Behrens auf Umweltgesetze hin, die die Umsetzung innovativer Stallbaukonzepte mit hohen Tierwohlstandards teilweise verhindern. Das frustriere gerade den Berufsnachwuchs.
Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast sagte, Landwirtschaft in Niedersachsen hat Zukunft. Sie betonte, dass sie neben der Weiterentwicklung der Landwirtschaft in puncto Umweltschutz und Tierschutz die Wettbewerbsfähigkeit genau im Blick hat. Weiter rief sie die Anwesenden auf, sich in die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen einzubringen. Gerade wird die Ausgestaltung der GAP ab 2021 erarbeitet. Da sind die Junglandwirte gefordert.
DLG-Präsident Paetow ging auf die verschiedenen zu bearbeitenden Themenfelder der modernen Landwirtschaft ein wie z.B. Düngung, Artenvielfalt und Nachhaltigkeit. In seiner Vision von der Landwirtschaft 2030 haben die Landwirte einen breiten Werkzeugkasten, mit dem sie diese Themen bewältigen. Dazu gehören u.a. technische Neuerungen wie Exakt-Düngerstreuer im Ackerbau, mithilfe derer die Landwirtschaft umweltschonender arbeiten kann. Aufgabe des Staates sei es, ein vernünftiges Ordnungsrecht zu schaffen, das nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht. 100 Prozent Ökolandbau sei nicht sinnvoll.
Landvolk-Vizepräsident Ehlers griff u.a. das Thema Glyphosat auf. Die Wissenschaft habe wie die Landwirtschaft das Problem, dass wissenschaftliche Erkenntnisse immer weniger Gehör finden. Teile von Politik und Medien würden auf dieser Welle mitschwimmen. Eine Rückkehr zu mehr Sachlichkeit ist dringend erforderlich. Weiter wies Ehlers auf eine Umfrage der Fachschule Agrar in Bremervörde unter potentiellen Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolgern hin. Als Gründe gegen eine Hofübernahme nannten diese insbesondere fehlende Akzeptanz gegenüber der modernen Landwirtschaft und zu viele Auflagen bzw. zu viel Bürokratie. Ehlers forderte den Berufsnachwuchs auf, sich bei diesen Themen einzubringen, um sich die Chancen auf die Ausübung ihres „Traumberufs“ Landwirtin bzw. Landwirt zu erhalten.
Johannes Ritz, Schweinemäster aus dem Landkreis Verden, stellte sich der Frage, ob die berufliche Zukunft in der Landwirtschaft ein Blick in die Glaskugel ist. „Wir jungen Landwirtinnen und Landwirte sind gefordert, zu Weltmarktkonditionen zu produzieren, während bei uns die Standards und Auflagen stetig erhöht werden“, sagte Ritz. Es soll von allem Mehr werden: Mehr Umwelt, mehr Klima, mehr Tierschutz. Dabei werden Zielkonflikte häufig übersehen oder bewusst ignoriert. Wie sonst sei es zu erklären, dass z.B. mehr Außenklima für Schweine gefordert wird und gleichzeitig eine Filterpflicht für die Stallluft gesetzlich festgeschrieben ist? Eine Chance sieht der Schweinehalter in der Bedienung lokaler Märkte und damit einer Diversifizierung der Erzeugung. Ritz hat sich für ein alternatives Stallkonzept in der Schweinehaltung entschieden. Die Außenklimaställe will er als Verkaufsargument nutzen. An die anwesenden Politikerinnen und Politiker richtete er die Bitte in Sachen Umweltschutz und Tierschutz die Folgen für die Praxis abzuschätzen und zu beachten.
In der abschließenden Podiumsdiskussion mit der Ministerin und den drei Rednern griffen die beiden Moderatoren, Niklas Behrens und seine Stellvertreterin Viktoria-Sophie Möhlenhof, viele interessante Fragen aus dem Publikum auf. Die Diskussion reichte von der Streichung der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete in Niedersachsen, über die Entwicklung der Diskussion der DLG-Vision für die Landwirtschaft 2030 und die Frage, wie das Landvolk die Praktiker in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt bis hin zum aktuellen Urteil zu Einbrüchen in Ställen.
Hier finden Sie die Reden und Präsentationen der Veranstaltung zum Download:
Eröffnungsrede Niklas Behrens, JLT 26.02.2018
Präsentation Hubertus Paetow „Landwirtschaft 2030“, JLT 26.02.2018
Präsentation Johannes Ritz „Blick in die Glaskugel“, JLT 26.02.2018
Rede Johannes Ritz, JLT 26.02.2018
Auswahl an Hörfunkbeiträgen und Presseberichten über den Junglandwirtetag:
Quelle: Mitschnitt von NDR 1 Niedersachsen, Regional Oldenburg
Land&Forst: Junglandwirte fordern Verlässlichkeit.pdf
NWZ: Hofnachfolger wollens anpacken
Kreiszeitung: Barbara Otte-Kinast in Stenum: Ministerin stellt sich knapp 500 Nachwuchsbauern
Delmenhorster Kreisblatt: Otte-Kinast fordert in Stenum moderne Tierhaltung
Auswahl an Presseberichten im Vorfeld des Junglanwirtetages: